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Badische Zeitung vom Montag, 7. August 2006

"Reden schadet ja nichts"

Bei der Demonstration am Samstag waren alle Seiten um ein friedliches Miteinander bemüht

Von Beate Beule und Gerhard M. Kirk

Es geht auch friedlich miteinander: Ohne Zwischenfälle zogen am Samstagnachmittag 350 bis 400 Menschen nicht nur aus der linksalternativen Szene gut zwei Stunden lang durch die Innenstadt, demonstrierten gegen die massiven Polizeieinsätze am Wochenende zuvor, forderten mehr Raum für selbst verwaltete Wagenburgen und autonome Projekte. Und die Polizei, mit 130 bis 150 Menschen sichtbar, setzte sich sogar an die Spitze der Bewegung.

Obwohl die Demonstration nur angekündigt und nicht angemeldet worden war, machte Einsatzleiter Patrick Ries vom Revier Nord über Lautsprecher deutlich: "Auch wir wollen, dass dieser Aufzug stattfindet." Mittendrin auch die grüne Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae, der grüne Landtagsabgeordnete Reinhold Pix, Stadträte der Grünen und der Unabhängigen Listen, die sich als "Deeskalatoren" empfanden. Wie diesmal auch die Polizistinnen und Polizisten, die den Umzug säumten. Während einer zugab "Wir sind genauso unter Spannung", gab ein anderer am Siegesdenkmal die Parole aus: "Das ist kein Kessel, wenn einer raus will, kann er raus." Ebenfalls verhandlungsbereit waren die Demonstranten. Zwar stellten sie nicht den von der Polizei geforderten offiziellen Ansprechpartner. Einer von ihnen aber ließ keinen Zweifel daran: "Reden schadet ja nichts."

Basisdemokratisch hatten sie im Vorfeld ein Schreiben verfasst, in dem sie der Polizei eine Route vorschlugen, die auch akzeptiert wurde. So wurde das Ganze zu einem geradezu gemütlichen Samstagnachmittagsspaziergang, der - trotz seiner ernst gemeinten Parolen - den einen oder anderen Zuschauer am Straßenrand eher an einen Fasnetumzug erinnerte.

"Die Polizei hat wohl von den Vorfällen des vergangenen Wochenendes gelernt", sagte Albert Scherr vom Komitee für Grundrechte und Demokratie: "Sie war viel kooperativer." Dieses Komitee hatte schon im Vorfeld auch der Polizei angekündigt, den Protestzug zu beobachten und darauf zu achten, dass das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit nicht verletzt wird. Vor einer Woche hatte die Polizei rund 300 Demonstranten in der Innenstadt eingekesselt und mit Gewalt eine Sitzblockade aufgelöst.

Gegen diesen massiven Polizeieinsatz protestierten die Demonstranten lautstark. Mit Lautsprecherdurchsagen stellten sie die Vorfälle aus ihrer Sicht dar: Das Auflösen des "Do-it-yourself"-Festivals, sieben verletzte Demonstranten, unterlassene Hilfeleistung von Seiten der Polizei, zudem die Räumung der Straßenpunks im "Eselwinkel" am Dienstagmorgen - für sie alles Beweise dafür, dass alternativen Projekten in Freiburg zu wenige Freiräume zugestanden werden. Dass vor Wochenfrist auch ein Polizist schwer verletzt wurde, erwähnten sie nicht.

Veranstalter der Demonstration waren verschiedene Gruppen aus der linksalternativen Szene - von der KTS über Schattenparker bis hin zu Punks, auch Studentenvertreter. Unter den Demonstranten waren auch etliche aus anderen deutschen Städten und dem benachbarten Ausland. Nach seinem Beginn um 14.30 Uhr endete der Zug durch die Stadt kurz nach 17 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Rathausplatz. Die Polizei verringerte ihre sichtbaren Kräfte. Und nachdem sie sich mit Gemüsesuppe und fritierten Kartoffeln aus der "Volksküche" gestärkt hatten, verließen auch die Demonstranten nach und nach den Platz.

 

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