Home
News
Press
Infos
Badische Zeitung vom Montag, 31. Juli 2006

Hartes Vorgehen gegen Demonstranten Abo Polizei kesselt 300 Teilnehmer des alternativen "Do-it-yourself" -Festivals vor dem Stadttheater ein / 27 vorübergehend in Gewahrsam genommen

Von unserer Mitarbeiterin Beate Beule Ein unverhältnismäßig großer Polizeieinsatz gegen eine eigentlich friedliche Demonstration - diese Einschätzung war am Samstag von vielen Augenzeugen zu hören, nachdem die Polizei am Nachmittag eine Gruppe von 300 Menschen am Stadttheater eingekesselt und auch unter Einsatz von Gewalt ihre Personalien festgestellt hatte. Die Polizei vermutete unter den Demonstranten Menschen, gegen die sie am Freitag bei der Räumung des "Do-it-yourself" -Festivalgeländes am Wagenburgplatz auf der Haid Platzverweise ausgesprochen hatte (die BZ berichtete).

Grünen-Fraktionssprecherin Maria Viethen kündigte Gespräche mit der Polizeidirektion an. Der Einsatz der Polizei habe sich in den vergangenen Jahren in erschreckender Weise verändert, sagte Viethen: "Da muss sich der Gemeinderat etwas einfallen lassen." Ein solcher Einsatz schade Freiburgs Ruf als liberaler Stadt. So etwas habe sie noch nie erlebt, sagte Grünen-Stadträtin Monika Stein.

Die Demo war Teil des Festivals "Do-it-yourself" (DIY), das in den vergangenen Tagen rund 300 Anhänger der linksalternativen Szene aus ganz Europa nach Freiburg lockte. Die Demonstranten am Samstag machten Musik, trommelten und tanzten. Dann kesselten die zahlenmäßig weit überlegenen Polizisten alle Menschen ein, die sich auf dem Platz vor dem Kollegiengebäude II der Uni befanden - auch unbeteiligte Passanten. "Ich wollte nur mein Fahrrad abholen, das ich dort abgestellt hatte" , erzählte eine Frau nach rund zwei Stunden im Polizeikessel.

"Wenn hier von irgend jemandem Aggressionen ausgehen, dann bestimmt nicht von den Demonstranten" , sagte Silke Krebs, Mitglied des Kreisvorstands der Grünen. Der Einsatzleiter habe seine Kollegen mehrfach über Funk aufgefordert, den Ring enger und enger zu schnüren: "Dafür gab es überhaupt keinen Grund."

Die Polizei indes verteidigte ihr Vorgehen. "Wir konnten die Gruppe überhaupt nicht einschätzen" , sagte Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid. Die Demonstration sei nicht angemeldet gewesen. Zudem sei die Polizei aufgrund der Vorfälle vom Donnerstag in erhöhter Alarmbereitschaft gewesen. In der Nacht zum Freitag war ein Polizist schwer verletzt worden.

Das Feststellen der Personalien der eingekesselten Menschen verlief zunächst friedlich. Dann aber widersetzten sich rund 40 Demonstranten mit einer Sitzblockade den Beamten - nach Aussage der Polizei zum Teil mit Fußtritten. Eine Flasche sei geflogen. Die Polizei löste die Sitzblockade unter Einsatz von Gewalt auf. Demonstranten erzählten, die Beamten hätten Schlagstöcke gegen sie eingesetzt. Ein Augenzeugen, der selbst im Kessel war, schilderte, wie ein Polizist "mehrmals brutal mit seinem Schlagstock" auf die am Boden Sitzenden Demonstranten eingeschlagen habe. Ein Fotograf sagte, dass er 30 Minuten von der Polizei festgehalten worden sei, weil er das Geschehen fotografiert habe. Insgesamt 27 Menschen nahm die Polizei in Gewahrsam. Inzwischen sind alle wieder auf freiem Fuß.

Die Nacht zum Sonntag verlief friedlich. Silke Krebs berichtete, dass es am Wagenburgplatz der "Schattenparker" ein großes Polizeiaufgebot gegeben habe. Die Beamten hätten gegen alle, die das Gelände betreten wollten, ein Platzverbot ausgesprochen. Die Polizei wollte diese Aussage gestern nicht bestätigen. Nicht bestätigt haben sich Gerüchte, die Verwaltung wolle nach den Vorfällen der vergangenen Tage den Mietvertrag mit der KTS in der Basler Straße kündigen. Dies teilte Rathaussprecher Walter Preker auf Anfrage der BZ mit.

 

d.i.y.against AT gmx DOT de