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Erklärung an Presse und Freiburger Öffentlichkeit zur „Do It Yourself - D.I.Y. against the State“ anarchistische Konferenz in Freiburg vom 26.7. – 30.7. 2006 Liebe Freiburger BürgerInnen, vielleicht haben Sie bereits mitbekommen, dass vom 26. bis 30. Juli eine politische Veranstaltung der besonderen Art in Freiburg stattfinden wird. Viele Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus werden hierher kommen, um sich auszutauschen, zu demonstrieren und zu feiern. Wir möchten hiermit etwas über Sinn und Ziele aufklären und eventuell bestehende Vorurteile abbauen so wie der von gewissen Kreisen zu erwartenden Hetze und Falschinformation gegen die Versammlung zuvorkommen. Wir hoffen, es werden angenehme und konstruktive fünf Tage für alle Beteiligten. D.I.Y…. – Do It Yourself…. (Selbermachen…) Selbermachen heißt, es ist kein Festival, zu dem Leute kommen, um zu konsumieren, sondern eine politische Veranstaltung, die auf der aktiven Teilnahme von Menschen mit einer ähnlichen Utopie beruht. Dabei geht es um die Schaffung von Kunst und Kultur sowie Ideen zur alternativen Lebensgestaltung, das Einbringen und Teilen nützlicher Fähigkeiten untereinander, und um Gegen – Information zu den staatlichen und bürgerlichen Medien, die gerade in letzter Zeit bewiesen haben, dass sie nicht unabhängig sind und über viele Sachen nur selektiv oder manipuliert berichten. Solche Aktivitäten sind in der kapitalistischen Gesellschaft dringend notwendig, da diese darauf abzielt, die Menschen zu reinen Konsumenten zu degradieren. Wir lehnen sie aus diesem und vielen anderen Gründen ab und wehren uns kreativ dagegen. Dazu werden Freiräume benötigt, in denen Menschen unkommerzielle Kultur und Politik betreiben können. Leider werden diese durch staatliche Repression im Sinne des Kapitalismus bedroht und zerstört, und zwar weltweit und oft mit äußerster Polizeibrutalität. Wir wollen während dieser internationalen Versammlung über Strategien zur Sicherung von alternativen Freiräumen nachdenken und es wird verschiedene friedliche Aktionen oder Demonstrationen geben, um die Öffentlichkeit auf die kritische Situation aufmerksam zu machen. Wir hoffen auf ein reges Interesse der Menschen und wollen hier nochmals in aller Deutlichkeit unterstreichen, dass während der politischen Versammlung „D.I.Y. against the State“ gewalttätige Aktionen NICHT GEPLANT UND NICHT ERWÜNSCHT sind. Wir hoffen, dass auch die Polizei und die Verantwortlichen der Stadtverwaltung ebenso friedfertig denken. …AGAINST THE STATE (gegen den Staat) Wir lehnen jegliche Form des Staates ab. Durch die gesamte Geschichte hindurch hat sich gezeigt, dass der Staat mit seinem Gewaltmonopol regelhaft zum Unterdrückungsinstrument und Spielzeug der Interessen der jeweiligen MachthaberInnen wird. Staatlicher Faschismus, Sozialismus, Kolonialismus oder Imperialismus haben Millionen von Menschen das Leben oder die Freiheit gekostet. In den letzten Jahren wurden in USA und Europa Überwachungs- und Aufstandsbekämpfungssysteme geschaffen, die Horrorvisionen wie George Orwells „1984“ bei weitem übertreffen. Die Polizei wird hauptsächlich nicht etwa gegen Terroristen eingesetzt, sondern zur Überwachung, Bespitzelung, Repression und schlimmstenfalls Ausschaltung aller Andersdenkenden. Es wird immer offensichtlicher, dass die Politiker überhaupt kein Interesse haben, im Sinne der Menschen zu handeln, sondern auf den Kapitalismus durchzuboxen. Der von den 68ern propagierte „Marsch durch die Institutionen“ ist gescheitert. Einmal korrumpiert von der Macht werden ehemalige Pazifisten zu Befürwortern von Krieg und Gewalt (z.B. Joschka Fischer) und einstige alternative Hausbesetzer zu skrupellosen Kapitalisten (z.B. Dieter Salomon). Wir stellen fest, dass durch Ausbeutung von Natur und Menschen, Kriege, Überwachung und Konsumdenken unsere Zukunft und die des gesamten Planeten Erde bedroht ist. Wir wollen auch klarstellen, dass eine andere und bessere Welt nur ohne Macht, Kapitalismus, Staaten und Nationen möglich ist. DIY against the State: Wir stellen während dieser Veranstaltung dem menschenverachtenden und repressiven Modell des Staates unsere Alternative einer freien, selbst bestimmten Gesellschaft entgegen, in kompletter Eigenregie und unkommerziell (ohne Gewinnabsicht). ANARCHISMUS… …heißt nicht Mord und Totschlag, wie es Ihnen oft weisgemacht werden soll, sondern bezeichnet im Gegenteil ein alternatives Gesellschaftsmodell, welches nicht auf Herrschaft und Unterdrückung beruht. Dem Anarchismus liegt die Idee einer gleichberechtigten (emanzipierten) Gesellschaft zugrunde, in der das Wohl der Gemeinschaft auch von deren Mitgliedern selbst bestimmt wird, ohne dass eine Gruppe (Politiker, Eliten, Wirtschaftsbosse etc.) an der Spitze der Gemeinschaft steht (also eine horizontale Gesellschaft). Zudem schließt der Anarchismus durch die Idee der Gleichberechtigung (Emanzipation) ALLER Menschen diskriminierende Ideologien wie Rassismus, Sexismus, Faschismus, Antisemitismus etc. aus bzw. bekämpft diese. Die gesamte „D.I.Y. against the State“ – Convention wird nach diesen Prinzipien von den TeilnehmerInnen selbst organisiert. Es gibt also keine „AnführerInnen“, kein „Zentralkomitee“ oder „EntscheidungsträgerInnen“, „SprecherInnen“, „Verantwortliche“: Das sind im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft ALLE. Drei Grundelemente des Anarchismus sind u.a.: Entscheidungsfindung durch Konsens in Vollversammlungen Das bedeutet dass die Gemeinschaft betreffende Entscheidungen nicht von wenigen ausgewählten Personen gefällt werden oder über wichtige Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip abgestimmt wird, sondern in einer für alle betroffenen offenen Diskussion eine Lösung gefunden wird, mit der alle Betroffenen leben können. Dieses Prinzip heißt auch „Basisdemokratie“. Selbstverwaltung Die Verantwortung für das reibungslose Zusammenleben wird nicht auf einen bürokratischen oder sonst wie gearteten staatlichen Verwaltungsapparat abgewälzt, sondern von den Menschen selbst übernommen. Gegenkultur Im Gegensatz zur von der Konsumgesellschaft verordneten Fast – food Kultur, deren Ziel es ausschließlich ist, Gewinn zu bringen und die Menschen von ihren Problemen abzulenken („Brot und Spiele“), nutzt mensch die eigene Kreativität um sich auszudrücken und zu verwirklichen. Eine Idee, aus der übrigens verschiedene moderne Subkulturen entstanden sind wie z.B. Rock´n´roll, Punk, Techno, etc. Es ist nicht so, dass all dies rein utopische Vorstellungen eines anderen Zusammenlebens sind. Vor und während des spanischen Bürgerkrieges 1936-39 organisierten sich große Teile der spanischen Bevölkerung anarchistisch und es funktionierte ausgezeichnet. Heute gibt es z.B. in Mexiko einen Bundesstaat, der sich unabhängig von der Regierung selbst verwaltet und in Argentinien funktionieren mehrere Fabriken nach anarchistischen Prinzipien – ohne Management, Chef und sonstige überflüssige Einrichtungen. Bald auch hier? |
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